Montag, 6. April 2009

Der letzte große Wal.

So ein Morgen in Tübingen kommt nicht einfach so. Er fließt über die Hügel und erfasst erst die Obstplantagen und dann langsam Haus für Haus, wie eine Welle. Es wird noch einige Stunden dunkel sein, aber es ist Frühling und im Süden ist es immer kurz vor Sonnenaufgang. Man kann schlafen und die friedlichsten Stunden des Tages verpassen. Oder man kann wach bleiben und hier sitzen, in einem halben Bett, seinem halben Herzen lauschen wie es klopft und ein Foto anschauen von einem Mädchen, das man vor 24 Stunden noch im Arm gehalten hat und das nun in einer viel zu weit entfernten Stadt andere Dinge sieht als südliche Hügel mit Apfelbäumen, die in wenigen Momenten vom Morgenlicht überrollt werden.
Die Bettdecke riecht nach dir und die Stelle, an der du lagst, decke ich vorsichtig zu, damit ich nicht sehen muss, wie leer dieses Bett ist ohne dich.
Und während dieses eine Lied immer und immer wieder durch meinen Kopf fließt, hebe ich die gestreifte Gardine an und mit einem Blick ins Dunkel stelle ich mir vor, wie du mich küsst mit Zitronengeschmack und wir zusammen im ersten Frühlingsgras des Österbergs liegen, Arm in Arm und deinen Kopf an meiner Schulter. In dem Moment stand die Zeit still. Und auch jetzt gerade steht die Zeit still, mit dem Unterschied, dass Schlaflosigkeit einem die Zeit gibt, zu vermissen, den Duft eines vergangenen Moments einzuatmen, so tief, dass einem die Lunge brennt.
Der Montag ist vier Stunden alt und Montage sind immer Anfänge.
Ich grabe mein Gesicht in das Kissen mit deinem Duft und halte die Luft an, kurz bevor der Süden überflutet wird.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

OH, MANN!

:-)) *

Amü

Anonym hat gesagt…

du poet... man sollte dir den werther an den kopf schmeissen!

hugs. m.a.t.