Sonntag, 16. November 2008

Midair Flips Into Oncoming Traffic

Mein Biorhythmus ist ein Fiat Panda, der auf einer regnerischen vierspurigen Autobahn die Leitplanke durchbricht und sich, wie in Zeitlupe, unter einen 30-Tonner schiebt.
Das vergangene Wochenende, das neben einer schlaflosen Busfahrt von Stuttgart ins Wendland aus zwei Nächten auf der Straßenblockade vor dem Atommüllzwischenlager in Gorleben bestand, hat seinen Teil dazugetan. Mein Survivalset für Amateur-Eskimos bestand aus vier Paar Socken übereinander, Hose, langer Unterhose, zwei Hemden, zwei Pullovern, Jacke, Mütze, Schal, Schlafsack und den heißen veganen Suppen der Volksküche.

Hier ein paar Impressionen aus dem Wendland.



Das Tübingen vor meinem Fenster hüllt sich in schwarzes Schweigen, der Tee in der Kanne wirft Ellipsen aus bernsteinrotem Licht auf meine Tischplatte. Meine innere Uhr schreit und krakeelt in meinem Innern, ihrer Meinung nach ist es wohl 14Uhr. Meine Nacht bestand, nach einer apfelschorlereichen Medienwissenschaftlerparty im Verbindungshaus Stochdorphia, aus Vitamin E in Form von Nüssen, flüsterndem Telefonieren unter der Bettdecke, zwei Episoden Californication und überraschendem Besuch, sodass Schlaf erst gegen 8 Uhr morgens effektiv durchgeführt werden konnte. Es sind die Stunden nach Mitternacht, in denen man den Blick für Wesentliches, Alltägliches verliert und sich der Erforschung der Unregelmäßigkeit des Rauhfasertapetenmusters oder der Wissenschaft der Schallübertragung am Beispiel knarrender Bodendielen widmen kann.

Nun eine leichte Matherechnung: Wenn man vorne 6 Stunden Tag abschneidet, kann man hinten, bei konstantem Koffeinspiegel und gelegentlicher internetbasierter Zerstreuung, bis zu 6 Stunden anhängen. Das bedeutet, wer mich heute Nacht anrufen oder mir Kuchen vorbeibringen möchte, kann es bis ca. 05:00 Uhr tun.

Vor mir liegen nun die Aufgaben, aus Nüssen, Kaffeepads, zwei Mandarinen, veganen Wiener Würstchen, 3 Kilo Karotten und einer Tasse Tee ein Abendessen zu zaubern, sowie im Anschluss einen zehnminütigen Debattenbeitrag in englischer Sprache zu verfassen.

José González singt und ich hätte gerne ein paar Kekse. Die Geräusche in meinem Kopf vermischen sich mit den Geräuschen einer 80.000-Einwohner-Stadt zur Primetime.

Nächste Woche erfinde ich etwas oder entdecke ein neues Tier oder beteilige mich an einem revolutionären Putsch, wonach ich dann Wirtschaftsminister eines Landes mit unaussprechlichem Namen werde.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hey hey
ich muss dir mal sagen dass ich deine schriftlichen produkte echt überragend und gigantisch finde
danke

und eine schöne nächste zeit

gib die hoffnung auf fotos von mir nicht auf
ich denke daran habe aber geradedas gefühl mich in einer kleinen tiefphase meiner begeisterung für DAS zu befinden
schade

ps ich schreibe gerne ohne satzzeichen